Bedürfnisse in der Mediation

Per aspera ad astra – durch Mühsal zu den Sternen.

Diese alte Weisheit spiegelt den Kern der Mediation wider, besonders wenn es um den Prozess der Bedürfnisermittlung geht. Es ist ein Weg, der von Reibung begleitet wird, ein Pfad, auf dem die Konfliktparteien oft durch ein Dickicht emotionaler Verwirrungen navigieren müssen. Doch gerade diese Reibung ist es, die eine Transformation ermöglicht, aus der etwas Neues, ein „Drittes“, entstehen kann.

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Der Prozess der Bedürfnisermittlung in der Mediation kann mühselig sein, denn er verlangt von den Parteien, tiefer zu graben als die Oberfläche ihrer Positionen und Standpunkte. Es erfordert das Offenlegen von Verletzlichkeiten, die Konfrontation mit unbequemen Wahrheiten und das Aufbrechen von festgefahrenen Narrativen. Diese Phase des Prozesses ist oft die Quelle von Friktionen, da sie die Medianden/innen dazu anhält, hinter ihre eigenen Fassaden zu schauen und sich den zugrunde liegenden Ängsten, Wünschen und Werten zu stellen.

Doch es ist genau diese Friktion, die zum Kern des Konflikts führt und die unverzichtbar für das Auffinden von nachhaltigen Lösungen ist. Wenn die wahren Bedürfnisse erkannt und anerkannt werden, entsteht eine solide Grundlage für echte Verständigung. Nachhaltige Lösungen sind meist nicht diejenigen, die schnell und oberflächlich erreicht werden, sondern solche, die aus einem gründlichen Verständnis aller Aspekte des Konflikts erwachsen.

Die Reibung, die im Verlauf der Mediation auftritt, kann somit als fruchtbarer Boden verstanden werden, auf dem die Samen für eine dauerhafte Einigung gepflanzt werden. In der Hitze des Moments mag es für die Beteiligten schwer sein, dies zu sehen, doch mit Unterstützung eines/r erfahrenen Mediators/in können sie diesen Prozess als eine Chance zur Klärung und zum Wachstum begreifen.

Die Bedürfnisermittlung bildet somit das Fundament, auf dem Lösungen erbaut werden, die nicht nur temporär Frieden stiften, sondern die Beziehung der Konfliktparteien langfristig verbessern und stärken. Per aspera ad astra – der mühsame Aufstieg ist es wert, denn am Ende steht ein Ergebnis, das die Anstrengungen aller Beteiligten widerspiegelt und das Potenzial hat, weit über den Abschluss der Mediation hinaus zu leuchten.