Werte, Normen und Erwartungen in der Mediation
Ein Erfahrungsbericht aus der CME-Mediationsausbildung
Im Rahmen unseres gerade absolvierten Präsenzblocks der CME-Mediationsausbildung haben wir uns intensiv mit einem Fall auseinandergesetzt, der die Übergabe eines Familienbetriebs zum Thema hatte. Der Fokus lag dabei auf dem komplexen Themenkreis von Werten, Normen und Erwartungen. Diese Aspekte spielen in Mediationen oft eine zentrale Rolle und sind maßgeblich für den Erfolg eines Mediationsprozesses.
Die Methoden: Tetralemma, Neunfelder-Methode und Erwartungskreisel
Um den Teilnehmern/innen (TN) ein tiefgreifendes Verständnis und praktische Erfahrungen zu vermitteln, haben wir verschiedene Methoden angewandt:
Tetralemma: Diese Methode hilft dabei, festgefahrene Positionen zu lösen und neue Perspektiven zu entwickeln. Die TN konnten durch diese Methode erkennen, dass es oft mehr als nur die zwei offensichtlichen Optionen gibt und so kreative Lösungen für den Mediationsfall entwickeln.
Neunfelder-Methode: Mit dieser Methode wurden die unterschiedlichen Zeit-Dimensionen und Lösungs-Aspekte eines Konflikts strukturiert und visualisiert. Die TN lernten, wie man komplexe Konflikte aufgliedert und dadurch leichter bearbeitet.
Erwartungskreisel: Diese Methode ermöglichte es den TN, die Erwartungen der verschiedenen Parteien zu erfassen und zu ordnen. Dies half dabei, Missverständnisse zu klären und die Kommunikationsbasis zu verbessern.
Werte als zentraler Bestandteil der Mediation
Während der praktischen Übungen wurde unmissverständlich klargestellt, dass Werte das Handeln der Medianden zentral steuern. Werte sind sowohl Identifikation als auch Motivation und somit für die Beteiligten keineswegs verhandelbar. Diese Klarstellung war von entscheidender Bedeutung, da sie den TN verdeutlichte, dass das Verständnis der Bedürfnisse und Interessen der Parteien nur durch die Anerkennung und Berücksichtigung ihrer Werte möglich ist.
Praktische Anwendung und Feedback
Die TN hatten die Gelegenheit, diese Methoden live auszuprobieren. Dabei fungierten die Ausbilder als Medianden und Sparringpartner. Diese praktische Übung war äußerst wertvoll, da die TN direktes und konstruktives Feedback zu ihrer Rolle als Mediatoren erhielten. Die Ausbilder konnten aus ihrer erfahrenen Perspektive wertvolle Hinweise und Verbesserungsvorschläge geben, die die TN in ihrer weiteren Ausbildung und zukünftigen Mediationen anwenden können.
Erkenntnisse und Erfahrungen
Die Arbeit mit den genannten Methoden ermöglichte es den TN, die Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit dieser Instrumente direkt zu erleben. Durch die Auseinandersetzung mit den Themen Werte, Normen und Erwartungen wurde deutlich, wie wichtig es ist, diese Aspekte in einem Mediationsprozess zu berücksichtigen. Werte sind für die Parteien zentral, da sie ihr Handeln und ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflussen. Sie bilden oft die Grundlage für das Verständnis der Konfliktparteien und die Entwicklung von Lösungen, die von allen akzeptiert werden können.
Zusätzlich zeigen die Flipcharts die Ergebnisse und Diskussionen, die während der Anwendung der Methoden entstanden sind:
Überführung von Werten in Normen und Erwartungen
Ein besonders lehrreicher Aspekt des Moduls war die Überführung der dargelegten Werte in ein Regulativ, das das Zusammenleben der Unternehmerfamilien dauerhaft kompatibler macht. Dabei ging es darum, Normen zu entwickeln und damit verbundene Erwartungshaltungen klar auszuformulieren. Dies führte den TN die Bedeutung von strukturierten und im Sinne des Global Goals der Mediation abgestimmten Vereinbarungen vor Augen.
Diese Normen dienen als Leitplanken, die das Verhalten und die Interaktionen innerhalb der Familie und des Unternehmens lenken. Die klare Ausformulierung der Erwartungshaltungen half den TN zu erkennen, wie wichtig es ist, dass alle Parteien ein gemeinsames Verständnis davon haben, was von ihnen erwartet wird. Dies schafft nicht nur Klarheit, sondern auch Verlässlichkeit und Vertrauen, die essenziell für ein harmonisches und effektives Zusammenleben und -arbeiten sind.
Fazit
Das Modul war ein bedeutender Schritt in der Ausbildung unserer zukünftigen Mediatoren. Die Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Anwendung bereitete die TN optimal auf ihre zukünftigen Aufgaben vor. Die Methoden Tetralemma, Neunfelder-Methode und Erwartungskreisel erwiesen sich als äußerst hilfreich und bereichernd. Das wertvolle Feedback der Ausbilder rundete die Erfahrung ab und stärkte das Vertrauen der TN in ihre Fähigkeiten als Mediatoren.
Die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Werten, Normen und Erwartungen wird den TN in ihrer weiteren Ausbildung und in ihren zukünftigen Mediationen sicherlich von großem Nutzen sein. Die klare Unterscheidung zwischen verhandelbaren Interessen und unverhandelbaren Werten stellt sicher, dass die Medianden stets respektiert und verstanden werden, was die Grundlage für erfolgreiche Mediationsprozesse bildet. Zudem verdeutlichte die Entwicklung von Normen und Erwartungen, wie wichtig strukturiertes Vorgehen und abgestimmte Vereinbarungen sind, um das Zusammenleben der Unternehmerfamilien dauerhaft kompatibel zu gestalten.
- Wie integrieren Sie Werte und Normen in Ihrem Arbeitsalltag, um Konflikte zu steuern?
- Haben Sie bereits Erfahrung mit der Tetralemma- oder der Neunfelder-Methode gemacht? Wenn ja, wie war Ihre Erfahrung?
- Wie wichtig sind Ihnen klar definierte Normen und Erwartungen in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld?
- Welche weiteren Methoden kennen Sie zur Konfliktlösung in Familienunternehmen?
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